Chiang Mai

Nach zweitägiger Anreise sind wir schließlich in Chiang Mai angekommen. Die zweite Etappe von Phisanulok aus haben wir nicht mehr mit dem Zug zurückgelegt, sondern mit dem Bus, was sehr viel bequemer war. Unser kurzer Zwischenstopp in Phisanulok war scheinbar etwas abseits der ausgetrammpelten Pfade. Als wir ankamen mussten wir erstmal was zu Essen suchen, weil wir es weder geschafft hatten zu frühstücken noch etwas zu Mittag zu essen, da der erste Zug nach Ayutthaya Verspätung hatte und der Anschluss zwischen den Zügen zu knapp war. Also haben wir uns nur von Chips ernährt. Der zweite Zug hatte zwar einen Speisewagen, aber irgendwie hatte ich nicht so den Appetit… Die Restaurants in Bahnhofsnähe hatten alle schon geschlossen, also sind wir schließlich mit Sack und Pack an den Nachtmarkt am Flußufer gelaufen, wo wir einen Stand mit englischer Speisekarte gefunden haben (als Vegetarier wird es sonst ziemlich schwierig). Unsere Unterkunft war zum Laufen allerdings zu weit weg und es war echt nicht einfach ein Tuk Tuk zu finden. Bei dem ersten waren die sprachlichen Barrieren zu groß, auch mit Hilfe von einigen netten Passanten, aber zumindest konnte uns die Fahrerin an einen Kollegen weiter vermitteln, der verstanden hat  wohin wir wollten. Der Check-In im Guesthouse erfolgte auch mit Händen und Füßen, aber das Preis-/Leistungsverhältnis war echt top. Am nächsten Tag war zum Glück eine Mitarbeiterin da, die unserem Taxifahrer erklären konnte, dass wir zum Busbahnhof müssen, nachdem wir 5 Minuten im Taxi saßen und es einfach nicht funktionieren wollte mit der Kommunikation. So ein paar Wörter in Thai kann man ja im Reiseführer nachlesen, aber irgendwie versteht mich auch dann nie einer. Trotz der Kommunikationsprobleme sind die Menschen an Orten mit weniger Tourismus noch viel freundlicher.

Chiang Mai ist eine sehr große Stadt, die sich aber nicht so anfühlt, zumindest nicht im Bereich der Altstadt, wo wir, wie die meisten anderen Touris, unsere Unterkunft haben. Angeblich finden ja viele Thais, dass Chiang Mai der schönste Ort in Thailand ist. Das kann ich so jetzt nicht bestätigen,  aber wahrscheinlich hängt es auch von der Jahreszeit ab. Trockenzeit hört sich erstmal gut an, weil es dann nicht regnet, das kann aber auch Nachteile haben. Es ist verdammt heiß (40°C) und die Pflanzen vertrocknen, das Laub fällt wie bei uns im Herbst von den Bäumen. Die Felder sind bis auf wenige Ausnahmen abgeerntet, liegen brach oder werden nieder gebrannt. Durch die viele Brandrodung ist die Luft am Land voller Rauch und die Sonne sieht aus wie ein orangener Ball. Wenn man normalerweise einen schönen Ausblick vom Gebirge ins Tal hat, sieht man hier nun nur noch grauen Dunst. Rund um Chiang Mai gibt es eine herrliche Landschaft mit Wäldern, Reisterrassen, kleinen Flüssen und schönen Wasserfällen, in der sich verschiedene Volksstämme, die aus China und Myanmar gekommen sind, niedergelassen haben. Unter anderem auch Hmong, denen wir ja auch schon in Nordvietnam begegnet sind. Auch die so genannten Langhalsfrauen, die zu einer Untergruppe der Volksgruppe der Karen gehören, leben hier. Allerdings werden sie inzwischen fast wie Sklaven aus Myanmar importiert um hier als Touristenattraktion gewinnbringend vermarktet zu werden. Einen Besuch ihrer Dörfer sollte man also besser boykottieren um die Ausbeutung nicht noch zu unterstützen. Da unsere Trekkingtour in Sapa wegen zu schlechter Sichtverhältnisse ausfallen musste, hatten wir hier Gelegenheit diese nachzuholen. Ich habe eine kleinen Tourenanbieter ausfindig gemacht, der Ausflüge abseits der ausgetreten Pfade anbietet. Bequeme “Trekkingtouren” in Kulissendörfer mit obligatorischem Elefantenritt werden hier zu Hauf angeboten. Unser Ausflug war zum Glück anders.

Früh morgens wurden wir von zwei (!) Guides abgeholt um in den Mae Wang Distrikt etwa eine Stunde westlich von Chiang Mai zu fahren. Es stellte sich heraus, dass keine anderen Touristen diese Tour gebucht hatten und wir den Tag zu viert bleiben würden. Die beiden Guides stammen ursprünglich aus dieser Gegend am Land und kennen sich dementsprechend gut aus. Einer der beiden gehört den Karen an, die ganz ursprünglich aus Korea stammen und in den letzten 1000 Jahren über China und Tibet nach Myanmar und Laos weiter gezogen sind um sich schließlich in Thailand niederzulassen. Sie sind die einzige Minderheiten Volksgruppe, die inzwischen die thailändische Staatsbürgerschaft erhalten hat. Alle anderen sind staatenlos. Auf immer schmäler und unzugänglicher werdenden Wegen sind wir größtenteils an einem kleinen Flusslauf entlang gewandert an dem wir uns immer mal wieder abkühlen konnten.

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Gegen Mittag kamen wir schließlich bei der Familie des einen Guides an, die mitten im Dschungel ohne fließend Wasser, Strom und Geld von dem lebt, was die Natur so her gibt. Die Familie lebt seit 16 Jahren alleine hier draußen. Vorher haben sie in einem kleinen Karen-Dorf in etwa 3 Stunden (zu Fuß) Entfernung gelebt, welches wir am Ende unserer Wanderung erreichten. Die Familie besteht aus dem Großvater, den Eltern, den 5 Geschwistern, den kleinen Zwillingen seiner Schwester und der Frau unseres Guides. Ich weiß seinen Namen nicht mehr, der war irgendwie zu kompliziert zum Merken für mich. Die Familie baut Reis für den Eigenbedarf an, welcher das ganze Jahr über ausreicht so dass nichts dazu gekauft werden muss. Zusätzlich haben sie rund um die Hütten noch ein paar Bananenpalmen, Mangobäume und einen kleinen Teich mit Morning Glory gepflanzt, der auch der Wasserversorgung dient.

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Sie haben ein paar Hunde zum Jagen im Wald und viele Hühner die überall rumrennen. Gejagt werden Vögel, Hasen, Eichhörnchen, Ratten und selten mal ein Reh. Aber vor allem werden kleine Fische aus dem nahe gelegenen Fluss gegessen. Unser Essen hatten wir aber vorher an einem kleinen Straßenstand in einer umweltfreundlichen Verpackung besorgt: Es gab Pad Thai (gebratene Nudeln mit Gemüse) in ein Bananenblatt gewickelt. So gibt es keine Probleme mit Plastikmüll. Ich weiß nicht, ob wir etwas von den Lebensmitteln der Familie gegessen hätten, wenn wir nicht gesagt hätten, dass wir Vegetarier sind. Aber die können ja auch nicht ständig irgendwelche Touris durchfüttern. Wir hatten auf einem Markt vorher auch noch etwas Obst für alle und ein paar Süßigkeiten für die Kinder gekauft. Normale Zahnbürsten haben sie schon, die bringt wahrscheinlich auch unser Guide mit. Er lebt ja in der Stadt und verdient normal Geld. Zur Schule ist er allerdings nie gegangen, genauso wie seine Geschwister. Englisch spricht er auch kaum, daher hatten wir wohl noch den zweiten Guide dabei. Ich hoffe seine Frau versteht sich gut mit seinen Eltern. Sie sieht ihren Mann ja nur wenn Touris eine Trekkingtour buchen und das kommt manchmal nur einmal in der Woche vor. Über Nacht bleibt er auch nur, wenn ein 2-Tages-Trek gebucht wird. Man kann dann in einer kleinen Bambushütte neben der Haupthütte schlafen. Auf dem Foto sieht man einen abgenagten Baum.

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Das war allerdings kein Biber sondern alte Leute, die sich auf diese Art die Zähne putzen. Sie nagen den Baum natürlich nicht wirklich ab :)  Die Rinde wird abgeschält und gekaut. Die Zähne färben sich auf Dauer dunkel, aber fallen dafür nicht aus und verfaulen nicht. Die Landschaft wäre so viel schöner in der Regenzeit gewesen. Immer wieder mussten wir Reisterrassen überqueren um die herum riesiger Bambus mit inzwischen leider gelben Blättern wuchs. Man stelle sich das in saftigem frischem Grün vor. So glichen die Lichtungen eher einer Steppe. Leider werden immer größere Waldflächen gerodet und niedergebrannt um Anbaufläche zu gewinnen. Es werden Feuer gelegt und sich selbst überlassen. Zum Glück hatten wir nur ein kurzes Stück Weg an dem der Wald brannte. Dort ist es noch heißer als eh schon und der Rauch beißt in der Lunge.

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Dafür hätte man sich in der Regenzeit nicht am Wasserfall abkühlen können. Und ich weiß nicht wie man die kleinen teilweise sehr steilen Trampelpfade begehen kann, wenn alles matschig und rutschig ist. Wahrscheinlich setzt man sich dann einfach auf den Hintern und rutscht herunter :)

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Am Ende unserer Wanderung haben unsere Guides ein Ameisennest hoch oben in einem Baum entdeckt. Die großen roten Ameisen bauen wohl nur einmal im Jahr ein solches Nest um Eier zu legen. Und da Ameiseneier hier eine verhältnismäßig teure Delikatesse sind, wurde nicht lange gefackelt und das Nest heruntergeholt.

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Normalerweise wird man die Ameisen los, indem man das ganze in die Sonne legt. Die stand nur dummerweise schon sehr tief und war durch den Rauch auch nicht mehr besonders intensiv, also versuchten die beiden den größten Teil der wütenden Ameisen mit bloßen Händen aus dem Nest zu entfernen… Diese Aktion erklärt dann auch, weshalb die Eier teuer sind…

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Es war jedenfalls ein sehr interessanter schöner anstrengender Tag und es war toll einen Einblick in ein richtiges Hilltribe Dorf zu bekommen, ganz echt und ohne Kostüme. Die Trachten werden nämlich auch nur noch zu besonderen Anlässen getragen. Ein normales T-Shirt ist dann halt doch praktischer. “Something different Tours” sind wirklich anders und ich kann sie nur weiter empfehlen, wenn ihr mal in Chiang Mai wandern gehen möchtet.

Ansonsten haben wir uns in Chiang Mai dann doch wieder ein paar Tempel angesehen. Allerdings sind die wieder anders als die zuvor gesehenen. Unter anderem waren auch ein paar ganz alte aus Teakholz dabei.

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Chiang Mai hat lange eher zu Birma Verbindungen gehabt, da es keine Anbindung in den Süden gab. Damals war Chiang Mai Hauptstadt des Lanna Königreiches. Dementsprechend haben die Tempel auch viele birmesische Einflüsse.

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Außerdem hat Chiang Mai auch noch zwei sehr schöne Nachtmärkte mit viel Kunsthandwerk und selbst designtem zu bieten. Einer findet samstags statt, der andere sonntags. Letzteren werde ich nicht mehr sehen, da wir gerade weiter fahren nach Chiang Rai um uns so langsam der laotischen Grenze und dem Goldenen Dreieck zu nähern…