Das Goldene Dreieck und der Mekong

Nun sitzen wir hier in unserem schönen und bislang auch teuerstem Hotelzimmer in Luang Prabang in Laos und um uns tobt ein richtig heftiges Gewitter. Immer mal fällt der Strom aus. Wenn es hier mal regnet, dann aber richtig. Seit Hanoi hatten wir keinen mehr gesehen. Das ist die Gelegenheit mal wieder zu schreiben. Denn ganz der laotischen Lebenseinstellung entsprechend, “morgen ist auch noch ein Tag”, bin ich euch immer noch einen Reisebericht schuldig über das Goldene Dreieck und unsere zweitägige Bootsfahrt auf dem Mekong von der thailändischen Grenze nach Luang Prabang.

Von Chiang Mai sind wir mit dem Bus nach Chiang Rai gefahren. Die Fahrt dauerte etwas länger als gedacht, da der Bus unterwegs liegen geblieben ist. Die Panne konnte aber nach einer halben Stunde behoben werden und so näherten wir uns im Schneckentempo Chiang Rai. Die Stadt selbst hat eigentlich nicht wirklich was zu bieten, aber sie liegt ideal um einige Sehenswürdigkeiten im Umland zu erkunden. Der Besitzer unseres Guesthouses organisierte uns spontan noch einen sehr netten Fahrer für den nächsten Tag. Interessanter Weise war das billiger, als an einem Gruppenausflug teilzunehmen. Zuerst fuhren wir zu dem weißen Tempel Wat Rong Khun des thailändischen Künstlers Chalermchai Kositpipat.

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Dieser Tempel ist wirklich abgefahren! Zuerst läuft man über eine Brücke die über ein Meer aus Händen führt, die nach einem zu greifen scheinen, durchquert ein Tor aus zwei riesigen Stoßzähnen und überquert einen Teich mit weißen Koikarpfen über eine zweite Brücke.   Der Tempel ist noch nicht fertig, im Inneren wird noch mühevoll an einem riesigen Wandgemälde gearbeitet. Auf diesem kämpfen Gut gegen Böse, Buddha gegen den Durst nach Öl, Osama bin Laden, Michael Jackson und Superman. Leider darf man im Inneren nicht fotografieren.

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Es werden auch noch weitere Gebäude und Tempel auf dem Gelände errichtet. Sein Lebenswerk vollenden wird der Künstler aber wohl nicht, weshalb sein Sohn die Bauleitung übernehmen wird. Das goldene Gebäude ist sein Wohnhaus, in dessen Erdgeschoss sich die Toiletten für Besucher befinden.

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Die Stadt Chiang Rai hat auch einen Uhrenturm vom Künstler errichten lassen, welcher irgendwie etwas deplatziert wirkt…

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Ein Gegenpol zu seinem Stil bildet das Schwarze Haus von Thawan Duchanee. Es ist eine Galerie, die aus mehreren schwarzen und einigen weißen igluartigen Gebäuden besteht.

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Die Möbel und Leitern bestehen alle aus Hörnern, Fellen, Häuten, Riesenmuscheln und geschnitzten Phallussymbolen. Sehr seltsam.

Danach fuhren wir zu einem See, den man über eine ewig lange Bambusbrücke überqueren konnte um zu einem Höhlentempel zu gelangen. Dort waren ein paar vielleicht zehnjährige Novizen in ihren orangenen Roben, bei denen man sich eine Taschenlampe leihen konnte um die Höhle zu erkunden. Einer von ihnen begleitete uns und zeigte uns den Weg. Über rostige Leitern, bei denen auch schon mal eine Sprosse durchgebrochen war, kletterten wir in die Höhle,  bis wir zu einer riesigen Halle gelangten, an deren Decke tausende Fledermäuse hingen und umher flogen. Sowas hatten wir bis zu dem Zeitpunkt auch noch nicht gesehen. Die schöne Umgebung, die Überquerung der Brücke und die Ruhe in der Höhle hatten wirklich etwas meditatives.

Nicht weit entfernt folgte dann der große Gegensatz hierzu: Ein touristisch sehr erschlossener Tempel vor dem Affen leben. Dort werden auch Erdnüsse zum Füttern verkauft und offensichtlich machen das viel zu viele Touristen, die älteren Affen sind nämlich total übergewichtig. Runde Kugeln mit Armen und Beinen dran. Krank sehen die Tiere auch aus, mit kahlen Stellen im Fell und Geschwüren.

Anschließend folgte die etwas längere Fahrt in den Mittelpunkt des Goldenen Dreiecks, in den Ort Sop Ruak. Dort gibt es auch ein großes Museum zu der früheren Haupteinnahmequelle dieser Gegend, die Hall of Opium. Leider hatten wir uns den falschen Wochentag ausgesucht, das Museum hatte geschlossen :( Opium wird auf thailändischer Seite nicht mehr angebaut. König Bhumibol und seine Königin subventionieren die ehemaligen Opiumbauern nun beim Anbau von Gemüse und Blumen. In Myanmar und Laos wird allerdings immer noch Opium produziert. In Sop Ruak treffen Myanmar, Thailand und Laos aufeinander, getrennt durch Mekong und Ruak. Auf dem Bild unten sieht man den Mekong; wir stehen in Thailand, rechts befindet sich Laos und links Myanmar.

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Abgesehen von dem Museum gibt es dort aber nicht wirklich was zu sehen, die Anfahrt hat sich also nicht so richtig gelohnt. Dafür haben wir uns sehr gut mit unserem Fahrer unterhalten, auch über die politische Lage in Thailand. Er hat Jura in Bangkok studiert, hatte aber keine Lust auf den Beruf und fährt inzwischen lieber Touries durch die Gegend. Mit Sergej ist das so ein bisschen in eine ideologische Grundsatzdiskussion ausgeartet. Und selbst unser Fahrer meinte, Sergej würde einem das Wort im Mund verdrehen, er hätte auch Anwalt werden können ;) Die beiden haben sich jedenfalls sehr gut verstanden.

Einen Tag später liefen wir um 5.30 Uhr morgens zu dem kleinen lokalen Busbahnhof in Chiang Rai, um von dort mit einem Lokalbus in die Grenzstadt Chiang Khong am Mekong zu fahren. Die Busfahrt hat mich ein bisschen an das Reisen in Indien erinnert, wobei es dort nicht ganz so unbequem war. Gegen halb 9 erreichten wir die Grenze, stempelten in Thailand aus und ließen uns in einem Bus auf der Freundschaftsbrücke über den Mekong fahren. Auf der anderen Seite hieß es ein paar Zettel auszufüllen, Passbild und 30$ abgeben, um das laotische Visum zu bekommen, und ein Tuk Tuk zum Bootsanleger in Houay Xay nehmen. Das funktionierte alles reibungslos und wir hatten sogar noch genug Zeit für unser erstes laotisches Frühstück,  das hier auch, wie so oft schon auf unserer langen Reise, aus gebratenem Reis mit Gemüse bestand. Aber inzwischen habe ich mich echt an Reis gewöhnt. Zwischendurch konnte ich ihn ja mal nicht mehr sehen, das ist jedoch überwunden und ich möchte ihn nicht mehr missen.

Unser Boot war dann auch besser als gedacht. Nach etwas Recherche zur Weiterreise von der Grenze in das 200 km entfernte Luang Prabang, schien mir die Wahl zwischen Bus und Boot wie die zwischen Pest und Cholera. Es war die Rede von total überfüllten Booten, dass manche keinen Sitzplatz mehr bekommen und sich in den Maschinenraum zwängen müssen, dass die Sitzplätze nur einfache Holzbänke wären usw… Die Busfahrt sollte allerdings auch eine Qual sein, schlechte Straßen, schlechte Busse mit häufigen Pannen, viele Kurven durch die einem schlecht wird und eine Fahrtzeit von 14 Stunden am Stück. Wir entschieden uns für das Boot und offensichtlich hatte sich hier einiges getan. Das Boot war nicht überladen und es gab alte Bussitze, die man statt der Holzbänke reingestellt hatet. Letzten Endes war es eine ganz schöne Einstimmung für Laos sich zwei Tage in einem Boot auf dem Mekong entlang treiben zu lassen. Es dauerte ca. 6 Stunden bis wir am Abend in dem kleinen Dorf Pakbeng ankamen. Dort gönnten wir uns ein leckeres Abendessen mit Blick auf den Mekong und übernachteten in einem einfachem aber sauberem Zimmer mit Ventilator.

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Am nächsten Tag fuhren wir dann noch einmal 8 Stunden auf einem anderen Boot weiter bis wir kurz vor Luang Prabang an Land gingen, weil der Wasserstand direkt bei der Stadt wohl momentan zu niedrig ist. Oder vielleicht damit die Tuk Tuk Fahrer auch ein bisschen was verdienen können ;) Rückblickend war diese Bootsfahrt eigentlich eine der angenehmsten Fahrten auf unserer Reise. Zwei Tage auf dem Mekong entlang zu schippern, zu lesen, die wenigen kleinen Dörfer, Fischer und Wasserbüffel an sich vorbei ziehen zu sehen, hatte fast schon was romantisches.

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Es bedeutet auch die totale Entschleunigung und die braucht man um sich in Laos gut einzuleben. Hier ist alles ein bisschen gemütlicher und man selbst wird das auch. Das ist hier wichtig, sonst verliert man die Geduld. Ich habe mir das, glaube ich, ganz gut verinnerlicht. Zumindest ist Sergej schon genervt, weil ich so langsam laufe. Sonst ist das ja immer umgekehrt.

Mein Bericht über Luang Prabang folgt in Kürze,  oder ein paar Tage später… Übermorgen ist ja schließlich auch noch ein Tag :)

Nur so viel schon: Hier ist es richtig, richtig schön!