“Welcome to Paradise Island”

Das waren die vielversprechenden Worte mit der uns unsere Stewardess am Flughafen auf Bali verbschiedete. Und dann war erstmal Schlange stehen angesagt. Ins Paradies wollen nämlich sehr viele Menschen. 1,5 Stunden mussten wir warten bis wir den Schalter der Immigration erreichten. Langweilig war es dennoch nicht wirklich, da man sehr interessante, sehr unterschiedliche, Leute beobachten konnte. Angeblich muss man ein Rückflugticket vorweisen können, um das indonesische Visum zu bekommen. Wir hatten vorher noch hin und her überlegt, ob wir das wirklich schon kaufen sollen und letzten Endes machten wir es doch um auf Nummer sicher zu gehen. Wir wurden natürlich nicht danach gefragt und haben uns damit ein Stück Freiheit genommen :(

Ich war schon sehr gespannt auf Bali, denn hier hat vor fast 10 Jahren alles angefangen: Hier habe ich zum ersten Mal asiatischen Boden betreten, die ersten Tempel besichtigt, den ersten tropischen Dschungel gesehen, all die fremden Gerüche und Klänge wahrgenommen, seltsame religiöse Rituale beobachtet, mich in dieses Land verliebt und hier wurde mein Interesse geweckt die anderen asiatischen Länder zu entdecken. Und nun bin ich wieder hier und sehr gespannt, ob und was sich hier verändert hat und ob die Worte unserer Stewardess stimmen oder ob in der Erinnerung alles schöner scheint als es wirklich ist.

Die ersten Tage verbrachten wir in Legian, einem Ort der direkt in Kuta übergeht und vielleicht eine Spur ruhiger ist als Kuta. Zur Erklärung: Kuta wird auch als das Mallorca der Australier bezeichnet, ist dementsprechend wenig balinesisch, sehr touristisch und es gibt viele Clubs. Der Strand ist sehr breit, mit etwas dunklerem nicht allzu feinem Sand und schattenlos. Dabei schaffen jedoch die vielen Liegen und Sonnenschirme die vermietet werden Abhilfe… Das hört sich jetzt nicht so paradiesisch an, ist es auch nicht. Der einzige Grund hier länger zu bleiben, ist einen Surfkurs zu machen, da die Wellen perfekt für Anfänger geeignet sind.

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Wir haben allerdings einen Tag erstmal nur faul am Strand gelegen und am nächsten Nachmittag einen Ausflug zum Sonnenuntergangstempel Ulu Watu gemacht um uns dort eine Kecac Vorführung anzusehen. Der Tempel selbst war entgegen der Auskunft im Loose und Lonely Planet irgendwie gesperrt (eventuell ist er auch generell für Nichthindus gesperrt?) und rundherum war eine Baustelle, aber nach rechts und links führte ein Weg an den beeindruckenden Klippen entlang.

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Die Tanzvorführung fand dann in einer Art Amphitheater mit Blick auf den Sonnenuntergang statt. Bei dem Kecac gibt es kein begleitendes Orchester, stattdessen erzeugen etwa 40 Männer um ein Feuer sitzend mit ihren Rufen einen Rhythmus. Dazu spielen mehrere Tänzer eine Geschichte aus dem Ramayana vor. Bei uns war es die bekannte Geschichte, wie Sita ihrem Prinz Rama geraubt und nach einigem Hin und Her mit Hilfe Hanumans, dem Affengott, befreit wird. Normalerweise finden diese Tänze als religiöses Ritual in den Tempeln zu besonderen Feiertagen statt. Die Vorführung kam jedoch anfangs sehr authentisch rüber und hatte durch die schöne Landschaft und den Sonnenuntergang durchaus etwas magisches, fand ich zumindest.

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Viele andere hat es offentsichtlich gelangweilt und so verließen nach einer halben Stunde als die Sonne untergegangen war ganze Reisegruppen die Arena, wobei sie dazu über die Bühne laufen mussten, was natürlich sehr störend war, sowohl für die Künstler als auch die anderen Zuschauer. Danach nahm das ganze Schauspiel eine Wendung und Hanuman und die beiden Dämonen machten eine Zirkusnummer mit Slapstickeinlagen daraus. Ich weiß nicht ob das generell so läuft, oder eine Reaktion auf das teilweise desinteressierte Publikum war. Schade, denn eigentlich hätte die dramatische Feuershow am Ende ohne Clownnummer besser funktioniert.

Abschließend muss ich sagen, dass sich das ganze auf Grund der langen Fahrtzeit und des nicht zu besichtigenden und von außen unscheinbaren Tempels nicht wirklich rentiert und man sich besser den Sonnenuntergang am Tempel Tanah Lot ansieht, der zwar auch nicht betreten werden darf, aber allein schon von außen auf der vorgelagerten Insel ein imposantes Bild liefert. Kecac Vorstellungen und diverse andere Tänze kann man sich in Ubud auch ansehen und dort ist das Publikum wahrscheinlich etwas verständiger und interessierter. Und dieser Ort sollte auch unser nächstes Ziel sein, das Künstlerdorf Ubud…